Zwei Beispiele für den Weg aus der Verletzung

Die Aufnahme

Die Namen sind geändert, die Krankengeschichten authentisch: Hans und Peter begegnen sich zufällig an der Anmeldung. Die eigene Erfahrung hat den jeweiligen Blick geschärft. „Schmerzen?“ „Ja, du auch?“ „Schon.“

Unter Kollegen und Leidensgenossen quasi braucht’s auch im Weiteren nicht vieler Worte. „Beim Sport?“ „Ja. Training. Und du?“ „Im Spiel.“ Es bleibt gerade noch Zeit für den letzten, notwendigen Informationsaustausch. „Bei mir war‘s beim Fußball.“ – „Beim Handballspiel.“

Dann sind beide dran mit den Anmeldeformalitäten. Die sind schnell erledigt und Hans wie Peter betonen hinterher, wie freundlich und unbürokratisch das ablief. Hans, dessen eigener Verdacht auf Leistenbruch sich in ein paar Momenten bestätigt haben wird, kommt zu Andreas Schlüter ins Sprechzimmer. Peter, der einen größeren Schaden im rechten Knie befürchtet, wird von Dr. Karsten Reichmann in Empfang genommen.

 

Untersuchung und Diagnose

Karsten Reichmann war beim Spiel, als Peter am Samstag einen Gegenstoß lief, absprang und warf. „Bei der Landung kam mir mein rechtes Knie entgegen.“ Reichmann hatte das Knie noch in der Halle manuell untersucht und hegte so seine Befürchtungen. Die bestätigen sich jetzt beim montäglichen Sprechstundentermin. Aber Reichmann will ganz sicher gehen. Während er Peter noch untersucht, organisieren die freundlichen Damen in der Verwaltung bereits einen Termin zur Kernspintomographie. Morgen früh.

Mit diesen Aufnahmen in der Hand hat Peter noch am selben Dienstagmorgen den nächsten Termin bei Dr. Reichmann, dem die auch rasche, zeitnahe Behandlung seiner Patienten am Herzen liegt. „Je schneller die Untersuchung und die Behandlung, desto größer der Erfolg. Und umso schneller können die Patienten wieder zur Arbeit gehen und Sport treiben.“

Die Kernspinaufnahmen bestätigen die bisherigen Diagnosen: Vorderes Kreuzband gerissen, Außen- und Innenband gerissen, Schaden am Innen- und Außenmeniskus, Knochenstauchung. Der „größere Schaden“ entpuppt sich als Totalschaden. Aber als Totalschaden, der repariert werden kann. „Wir sehen uns morgen“, verabschiedet Karsten Reichmann seinen Patienten. „Zur Operation.“

Etwa zur gleichen Zeit am selben Montag schließt auch Andreas Schlüter die erste, körperliche Untersuchung ab. Hans hat ebenfalls richtig gelegen. Vor vier Jahren hatte er sich einen Leistenbruch rechts zugezogen, jetzt ist es einer links. Eine Verletzung, die operiert werden muss. Wird der Darm in den Leistenbruch eingeklemmt, kann’s lebensgefährlich werden. Weswegen „Zeit“ auch für Andreas Schlüter einen wesentlichen Behandlungsfaktor darstellt. „Wir wollen es nicht zu einer Notoperation kommen lassen.“ Wobei diese Verletzung, nach eingehender Untersuchung und ausführlichem Gespräch mit dem Patienten etwas mehr Spielraum lässt. Wenn berufliche oder andere wichtige Termine anstehen, kann die Operation unter bestimmten Voraussetzungen geschoben werden.

Die Mitarbeiterinnen der Praxis haben zwischenzeitlich für Hans ebenfalls einen Kernspin-Termin vereinbart. Der soll eine Entzündung des Schambeins ausschließen. Die, das ergibt die Untersuchung am Donnerstag, liegt tatsächlich nicht vor. „Zum Glück“, freut sich Hans im Unglück und kann fürs erste nach Hause fahren. Am Montag wird er operiert werden.

 

Die Operation

Am Dienstagmorgen wird Peter zur Operation in die Zentralklinik aufgenommen, die der Gemeinschaftspraxis angeschlossen ist. Das Anästhesie-Team informiert ihn ausführlich und bereitet ihn auf die Narkose vor. Dann geht’s in den OP-Saal. Dr. Reichmann, der Springer, der Narkosearzt und die drei Operationsschwestern sind bereit für den Eingriff.

Karsten Reichmann ist Spezialist für Knieverletzungen. Er hat während und nach dem Studium bei vielen Kollegen hospitiert und beherrscht alle gängigen und auch die selteneren Operationstechniken, wenn es zum Beispiel um Plastiken fürs hintere Kreuzband oder um eine Knorpeltransplantation geht. Auf Peters Operation hat er sich, wie für jede andere, am Abend zuvor vorbereitet. Der Ablaufplan steht, die richtigen Instrumente liegen ebenso bereit wie die benötigten Schrauben und Nägel, er und das gesamte Team wissen, was zu tun ist. In diesem Sinne gibt es auch keine kleineren oder größeren, keine einfacheren oder schwereren Operationen. Die Vorbereitung ist in allen Fällen gründlich, die Konzentration hoch.

Andreas Schlüter operiert jährlich um die 200 Leistenbrüche. Auch ihm sind die verschiedenen Operationstechniken – offen oder laparoskopisch, nach der Lichtenstein- oder der TAPP-Technik – mehr als geläufig. Mit dem Patienten hat er abgesprochen, welche Methode die schonendste und erfolgversprechendste darstellt. Er hat abgeklärt, ob der Verletzte bereit ist, den Leistenbruch mit einem aus körperfremdem Material bestehenden Netz operieren zu lassen oder ob das Loch im Bindegewebe vernäht wird.

In Hans‘ Fall haben sich Arzt und Patient zu einer offenen Operation mit Netz entschieden. Hans wurde ebenso gründlich auf den Eingriff vorbereitet wie sein Leidensgenosse mit dem Knie. Und ganz neu ist er ihm auf Grund der Vor-Verletzung ja nicht. „Damals hat das schon Schlüter gemacht und das so prima, dass es für mich keine Frage war, jetzt wieder zu ihm zu gehen.“

Hans wird in den OP-Saal geschoben. Andreas Schlüter, der Narkosearzt, der OP-Springer, die beiden Operationsschwestern und die Narkoseschwester sind bereit. Mit jeder Menge Erfahrung und keinem bisschen Routine-Denken. Jeder Patient ist einzig.

 

Nach der OP

Beide Operationen verlaufen erfolgreich. Hans und Peter kommen auf Station. Rundum betreut von den Pflegerinnen und den Ärzten. Hans hat ziemlich großen Appetit und wird noch vor dem regulären Abendessen mit Brezeln und Kaffee versorgt. Karsten Reichmann und Andreas Schlüter kümmern sich persönlich um ihre Patienten, beschreiben den Eingriff und seinen Verlauf.

Hans‘ Leistenbruch wurde mit einem Netz abgedeckt. Andreas Schlüter hat die Omega-förmige Ausbeulung über dem Bruch geglättet und beseitigt. Und damit sowohl die Gefahr, dass der Darm eingeklemmt wird wie auch die Ursache für die Schmerzen seines Patienten und dessen eingeschränkte Möglichkeit, sich körperlich zu betätigen.

Peter erfährt währenddessen, dass sein gerissenes Kreuzband durch ein körpereigenes Band ersetzt wurde. Innen- und Außenband hat Karsten Reichmann geflickt, die geschädigten Meniski wurden geglättet und genäht, ein Stück musste entfernt werden.

Arzt und Patient begegnen sich zu diesem Zeitpunkt schon fast als alte Bekannte.  „Das ist der Vorteil einer solchen Praxis und Klinik“, heben Hans und Peter unisono hervor, „dass die Ärzte ihre Patienten kennen und dass sie vom Erst- bis zum Abschlussgespräch vom selben Arzt behandelt und betreut werden“.

Am Tag nach der Operation werden Hans und Peter von ihren Drainagen befreit. Der Leistenbruch und der Totalschaden dürfen nach Hause. Aber nur nach einer entsprechenden Vorbereitung durch ihre Ärzte. „Die Operation macht 50 Prozent des Erfolgs aus“, wissen Karsten Reichmann und Andreas Schlüter. Die andere Hälfte hängt von der Bereitschaft des Patienten ab, bei der anschließenden Rehabilitation mitzuarbeiten.

 

Nach der Entlassung

Erste, vorsichtige krankengymnastische Übungen absolvieren Hans und Peter noch in der Klinik. Ärzte und Pfleger begutachten die Patienten nicht nur im Bett sondern geben, zum Beispiel, auch Hinweise aufs richtige Gehen. Von selbst versteht sich, dass beide ausführlich informiert sind, was sie in den kommenden Wochen, in Zusammenarbeit mit den Krankengymnasten und Physiotherapeuten, tun dürfen, können und sollen. Wie es auch kein Thema darstellt, dass sich Karsten Reichmann und Andreas Schlüter auf Wunsch mit dem Therapeuten in Verbindung setzen, um den weiteren Behandlungs- und Gesundungsprozess abzusprechen.

Auf diesem Weg begleiten die beiden Ärzte ihre Patienten auch weiterhin. Hans und Peter haben sie Klammern und Fäden längst entfernt. Hans musste noch vier Wochen still halten. Inzwischen absolviert er die angesagten krankengymnastischen Übungen, in drei Wochen darf er die ersten Sprintübungen einlegen und auch mal gegen den Ball treten. Und wenn die Saison dann in die entscheidende Phase tritt, ist er sich sicher, kann er die Mannschaftskameraden auch auf dem Platz unterstützen. Nicht zuletzt auch dank der Hilfe und der Fertigkeiten Andreas Schlüters.

Für Peter wird’s noch etwas dauern, ehe der inzwischen reparierte Totalschaden die Ausübung des „Vollkontaktsports“ Handball wieder erlaubt. Aber auf dem Trockenfahrrad saß er bereits drei Wochen nach der Operation. An seiner Beweglichkeit hat er schon einen Tag nach der OP angefangen zu arbeiten. Ein paar Wochen später begann er mit gezieltem Muskelaufbau. Nach vier Monaten joggte er erstmals eine längere und durchaus anspruchsvolle Strecke. Immer begleitet von den Kontrollbesuchen bei Karsten Reichmann. Der sieht auch in diesem Fall das Ziel in Bälde erreicht - die Bewegungsfähigkeit und die Muskulatur wiederherzustellen, die Peter vor jenem Gegenstoß aufwies. Und der Vollständigkeit halber: Der Ball damals, als ihm sein Knie entgegenkam, war drin.

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